Dicke Flocken fallen vom Himmel. Pünktlich zur Eröffnung des Winterzaubers schüttelt Frau Holle ihre Kissen über dem Kinderdorf aus. Im Dorf herrscht reger Betrieb. Dick eingepackt und mit dem Bob an der Hand finden die ersten Kinder und Familien ihren Weg zum Schulhofplatz. Aus den Boxen des Radiobus klingen bekannte Töne – die Weihnachtsplaylist läuft auf Hochtouren. Hinter dem Bus verschwindet eine rote Mütze. War das etwa der Samichlaus?
Nein, doch nicht. Es sind die fleissigen Mitarbeitenden des Kinderdorf Pestalozzi, die mit ihren roten Mützen Glühwein ausschenken und das Raclette vom Block abstreichen. Doch dann. Taucht der Samichlaus im Schneegestöber auf. Mit im Gepäck hat er feine Leckereien. Den Schmutzli und den Esel musste er bei diesem Wetter zuhause lassen. Die Kinder tragen voller Stolz ihre Sprüche vor und naschen gleich von den feinen Nüssli und der Schokolade. Nüsslischalen knacken, während sich ein Duft von Wachs in der Luft ausbreitet. Beim Kerzenziehen lassen die Kinder ihrer Kreativität freien Lauf und ziehen wahre Kunstwerke aus dem Wachskessel.
Das Dorf in einem anderen Licht
Die blaue Stunde legt sich über Trogen. An den Wegrändern leuchten schmucke Laternen. Das Schneegestöber hat mittlerweile nachgelassen. Eine zauberhafte Stimmung breitet sich im Dorf aus. Rund 50 Laternen werden angezündet. Der Lichterweg, der sich durch das ganze Dorf schlängelt, lässt den geschichtsträchtigen Ort erhaben und heimelig wirken.
An allen vier Abenden des Winterzaubers bringt der Lichterweg diese Stimmung ins Dorf. Frau Holle schüttelt ihre Kissen an den anderen Tagen nicht mehr aus und lässt dem Regen Platz. Trotz des nicht idealen Wetters finden viele Besucher*innen den Weg durchs Dorf. An der Feuerschale finden kalte Finger etwas Wärme sowie Bratwurst und Marshmallows ihren Grillplatz. «Trotz des wechselhaften Wetters herrschte eine wunderschöne Stimmung.», sagt Linda Forster, Projektleiterin und ergänzt: «Der Lichterweg hob die heimelige Atmosphäre des Kinderdorfs ideal hervor.»
Kambodscha und Niederlande in Trogen
Am Donnerstagabend verwandelte sich das Andachtshaus in einen Kinosaal. Der Dokumentarfilm «Familienlos» erzählt die spannende Geschichte von Thun Chay und beeindruckt die Zuschauer*innen. Angela Spörri, Regisseurin des Films, begrüsst die Besucher*innen persönlich und freut sich, zurück im Dorf zu sein. Eingekuschelt in wärmende Decken tauchen die Besucher*innen in das Leben von Thun ein, welcher im Kinderdorf Pestalozzi ein neues Zuhause fand.
Max Berend mit seiner Band erwärmen am Freitagabend Herz und Füsse. Der Niederländisch-Schweizer Songwriter vermag mit seinen weichen Klängen das Publikum zu begeistern. Die heimelige Bühne im eigenen Weihnachtstruck füllt die Band mit grandiosen Klängen, die durchs ganze Kinderdorf hörbar sind. Die Songs zum Mittanzen lassen die Konzertbesucher*innen das Schmuddelwetter vergessen.
Am traditionellen Trogener Adventsmarkt verkauft das Kinderdorf Pestalozzi hausgemachte Guetzli, informiert über die Arbeit der Stiftung und begeistert mit leckeren Momos. Bevor der Lichterweg im Dorf das letzte Mal für dieses Jahr leuchtet.