Anastasia hat besondere Bedürfnisse. Sie besucht eine Regelschule und wird dort individuell unterstützt und gefördert. Ein überzeugendes Beispiel dessen, was Nordmazedonien bald flächendeckend umsetzen möchte.
Viele Länder praktizieren im Schulsystem eine Segregation von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung. Das Übereinkommen der UNO über die Rechte von Menschen mit Behinderungen legt fest, dass dies schrittweise zu einer Inklusion übergehen soll. Nordmazedonien plant, die schulische Inklusion in zwei Schritten umzusetzen. In diesem Jahr konnten Kinder mit besonderen Bedürfnissen zum letzten Mal in Sonderschulen eingeschrieben werden. Sobald sie die neunjährige Primarschule abgeschlossen haben, werden im Land ausschliesslich inklusive Schulen existieren. Anastasia hat besondere Bedürfnisse und besucht seit Beginn ihrer Schulzeit eine Regelschule. Die 13-Jährige ist glücklich damit: «Das Tollste an der Schule sind meine Klassenkamerad*innen – sie sind meine besten Freund*innen.» Auch ihre Mutter ist mit der Entscheidung, ihre Tochter in die Regelschule geschickt zu haben, sehr zufrieden.
Wie alle Schulen in Nordmazedonien strebt die Primarschule Vasil Glavinov in Veles eine inklusive Bildung an. Hier lernen Kinder mit und ohne Beeinträchtigung zusammen. Die Schule passt die Lernumgebung für Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf an. Anastasia steht eine pädagogische Assistentin zur Seite. Kristinas Aufgabe ist es, die Unterrichtsinhalte auf Anastasias Fähigkeiten zu adaptieren und ihr näherzubringen. So basteln die beiden im Chemieunterricht die atomaren Verbindungen aus Knete, anstatt sie ins Heft zu skizzieren. Denn das fällt Anastasia leichter. Zweimal pro Woche besucht sie individuelle Unterrichtsstunden bei der Heilpädagogin, die sich intensiv und unabhängig vom Lehrplan auf Anastasias Bedürfnisse einstellt. Ein Computer mit einer farbigen Tastatur und extragrossen Tasten hilft Anastasia, ihre motorischen Fähigkeiten zu verbessern. Auch ihre Ausdrucksfähigkeiten trainiert sie.
Gemeisam mit unserer Partnerorganisation «Open the Windows» haben wir ein Projekt ins Leben gerufen, das Schulen dabei hilft, inklusive Bildungspläne zu entwickeln und umzusetzen. Damit Anastasia sowohl in der Schule als auch zuhause lernen kann, stellen wir unterstützende Technologien wie ihren speziellen Computer zur Verfügung. Wir schulen Lehrer*innen und Heilpädagog*innen im kindzentrierten Ansatz und in der Arbeit mit Kindern mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Um sicherzustellen, dass das Thema fest im Studienplan angehender Lehrpersonen aufgenommen wird, pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit pädagogischen Hochschulen. Ausserdem bieten wir Workshops für Eltern an. Anastasias Mutter hat schon teilgenommen. Der Workshop war für sie hilfreich.
Es bleibt abzuwarten, ob die Inklusion in Nordmazedonien wie vorgesehen umgesetzt wird. Doch das Beispiel von Anastasia zeigt: Inklusion in der Schule kann erfolgreich sein.
Das Leben hat mich schon alles über meine Tochter gelehrt. Und doch: Die Workshops helfen, Eltern wie mich mit Eltern von Anastasias Mitschüler*innen zusammenzubringen. So werden alle für die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Kinder sensibilisiert.
Aide
Le programme est soutenu par la Direction du développement et de la coopération (DDC), Département fédéral des affaires étrangères (DFAE).