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Kinderkonferenz Kinderdorf Pestalozzi
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Nationale Kinderkonferenz besucht das Bundeshaus

Rund 40 Kinder aus der West- und Deutschschweiz trafen sich in Bern zur nationalen Kinderkonferenz mit den beiden Nationalrätinnen Katharina Prelicz-Huber und Léonore Porchet.

Vergangene Woche fand ein Treffen der besonderen Art statt: Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichsten Ecken der Schweiz trafen im Bundeshaus ein. Dabei durften die Kinder erfahren, ob ihre Forderungen aus der Kinderkonferenz eine reale Umsetzungschance haben, und wo in der Schweiz die Regeln für eine diverse und starke Demokratie geschrieben werden. Vielleicht steckt in dieser Runde eine der kommenden Bundesrätinnen oder Bundesräte?

Kinderkonferenz Kinderdorf Pestalozzi

Generationsübergreifender Diskurs

Nach einer kurzen und informativen Führung durch das Bundeshaus, hatten die Kinder in einem der vielen Sitzungszimmern die Gelegenheit, den Nationalrätinnen Katharina Prelicz-Huber und Léonore Porchet ihre Fragen zu stellen, zur Schweizer Politik und zu den Forderungen aus der Kinderkonferenz. Frau Katharina Prelicz-Huber nahm sich für alle Fragen ausführlich Zeit und beantwortete diese in altersgerechter und bildhafter Sprache.

«Eigentlich wäre es jetzt schon möglich, diese Forderungen umzusetzen», begann Prelicz-Huber ihre Ausführungen. Jedoch entscheiden Kantone oder sogar die Gemeinden, ob diese tatsächlich umgesetzt werden. Eines der anwesenden Kinder erkundigte sich, «wie sich Erwachsene im Parlament für die Kinder einsetzen, wenn sie gar nicht mehr wissen, wie es ist Kind zu sein? Machen sich Erwachsene ernsthafte Gedanken dazu, wie es den Kindern geht?» Die Politikerin verwies auf die langen Entscheidungsprozesse, die ebenfalls bei Fragen im Zusammenhang mit den Kinderrechten stattfinden. Ihr Tipp an die Kinder: «Nie aufgeben, es wird die Zeit kommen, wo ihre Mehrheit eine Veränderung ermöglicht.»

Kinderkonferenz Kinderdorf Pestalozzi

Kinder als Vorbilder für Veränderung

So etwa wie bei Nora aus Basel: «Nach der Kinderkonferenz im Kinderdorf Pestalozzi teilten wir den Lehrpersonen mit, dass wir uns mehr Privatsphäre bei den Mädchengarderoben wünschen. Wenn diese Türen offen seien, können unangenehme Situationen entstehen.» Beim Fall Nora und ihren Kameradinnen hatte die Schulleitung anschliessend die Stellwände organisiert. Es sind diese Neuerungen, die die Kinderkonferenz ermöglicht, indem den Kindern zugehört und gemeinsame Umsetzungsmassnahmen diskutiert werden. Auf Bundesebene sind diese Prozesswege nicht immer so kurz. Doch auch hier gibt es Erfolge zu vermelden: Die Anti-Mobbing-Kampagne des Bundes wurde auf Anregung einer vergangenen Kinderkonferenz in Angriff genommen und umgesetzt.

In der Welt der Erwachsenen können Revisionen viel Zeit beanspruchen. Die Kinder hingegen wünschen sich schnelle Veränderungen, die innerhalb von Wochen und Monaten sicht- und spürbar sind, nicht innerhalb von Jahrzehnten. Ohne kurzfristige Erfolge, wie an Noras Schule, schwindet bei den Kindern und Erwachsenen die Motivation, komplexe Fragestellungen gemeinsam zu lösen. Dies ist eines der erklärten Ziele der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi: Die didaktische Auseinandersetzung mit den Kinderrechten, mit dem Ziel, diese im Sinne der Kinder anzuwenden.

Kinderkonferenz Kinderdorf Pestalozzi

Mitgestaltung der Jungen

Durch die Bildungsarbeit im Kinderdorf ermutigen wir die Kinder dazu, realistische Bedürfnisse umzusetzen. Dies fördert die Teilhabe der jungen Generation bis zu ihrer Wahlberechtigung, weil sie als Kinder bereits davor Veränderungen mitgestalten konnten. Ohne diese Zielgruppe ernst zu nehmen und in gezielte Massnahmen zu investieren, werden Kinder in unserer Gesellschaft unzureichend wahrgenommen.

In Bern blieb keine Zeit, um alle Fragen zu beantworten, denn pünktlich um 16 Uhr verliess die Kinderkonferenz das Bundeshaus und zerstreute sich in Richtung Westschweiz, Basel, Zürich und St. Gallen. «Willst du nun auch Bundesrätin werden?», wurde eines der Kinder gefragt. «Nein, das ist nichts für mich. Als Nächstes frage ich aber im Klassenrat nach, ob wir die Hausaufgaben abschaffen können. So haben wir mehr Freizeit und können uns besser auf die Schule fokussieren.»